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 Parteiprogramm 

 Gesellschaft 

Demokratie und Staat

Die halbdirekte Demokratie der Schweiz garantiert der Bevölkerung wichtige politische Rechte. Dennoch verfügt dieses System über gravierende demokratiepolitische Mängel. Die Schweiz ermöglicht durch das Initiativ- und Referendumsrecht zwar ein hohes Mass an politischer Partizipation, doch nicht alle können teilhaben: Ausländer*innen und Minderjährige werden von der demokratischen Teilhabe ausgeschlossen. Verschlimmert wird diese Ungerechtigkeit durch die hohen Anforderungen an eine Person und deren Einbürgerung in der Schweiz. Die Schweiz benötigt darum eine grundlegende Reform des Bürger*innenrechts. Nur wenn alle hier lebenden Menschen an unserem System teilhaben können, ist dieses wirklich demokratisch. Profitinteressen aus der Wirtschaft sollen den Ausgang einer Abstimmung oder Wahl nicht beeinflussen können. Parteien müssen unabhängig von Grossspender*innen und Konzernen agieren. Ausserdem müssen die Stimmbürger*innen wissen, woher wieviel Geld in Abstimmungs- und Wahlkampagnen fliesst. Volksabstimmungen und Parlamentsentscheide müssen immer Menschenrechts- und Völkerrechtskonform sein.


Digitalpolitik

Die Digitalisierung betrachten wir grundsätzlich positiv. Sie bietet einfachen Zugang zu Wissen, dient der Inklusion und vernetzt uns unabhängig von Herkunft oder ökonomischen Möglichkeiten. Die Digitalisierung birgt aber auch Risiken. Um unsere Konsumlust zu stillen, nehmen wir im Ausland massive Umweltverschmutzung und Ausbeutung beim Abbau von Rohstoffen und der Produktion von Geräten in Kauf. Um dem vorzubeugen, braucht es langlebige und nachhaltige Geräte. Durch die Vorherrschaft grosser Konzerne im Internet geben wir unser gesamtes Leben preis, meistens ohne dies zu wissen. Eine Offenlegung der gesammelten Daten ist nötig. Wir fordern Transparenz.


Suchtverhalten

Die Jungen Grünen wollen mit ihrer Suchtpolitik die körperliche und seelische Gesundheit sowie die soziale Situation von Konsumierenden verbessern, die Sicherheit im öffentlichen Raum erhöhen, die negativen Folgen des Schwarzmarktes verringern und den Kinder- und Jugendschutz gewährleisten. In den 1990er-Jahren war die Schweiz mit ihrer Viersäulenpolitik (Prävention, Therapie, Schadensminderung, Repression) eine internationale Vorreiterin. Seither ist diese Politik nicht mehr weiterentwickelt worden. Heute wird zu viel Geld für Repression ausgegeben, was die Konsumierenden an den Rand der Gesellschaft drängt und wirksame Therapien und Prävention verhindert. Sucht ist eine Krankheit, kein Verbrechen.


Familien

Es gibt unzählige verschiedene Familienmodelle in der Schweiz. Die Jungen Grünen setzen sich dafür ein, dass diese Familienmodelle gleichberechtigt gelebt werden können. Dem muss durch eine überarbeitete Gesetzgebung endlich Rechnung getragen werden: Viele Kinder wachsen in Familienstrukturen auf, in denen nicht, oder nicht nur, eine Frau und ein Mann gemeinsam die Rolle der Eltern einnehmen. Alle Formen der Partnerschaft und deren Kinder müssen rechtlich gleichermassen abgesichert werden. Weiter müssen Beruf und Familie besser zu vereinbaren sein. Dafür bedarf es Strukturen wie beispielsweise Tagesschulen oder Kindertagesstätten, welche stark ausgebaut und in allen Regionen der Schweiz kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollen. Der Mutterschaftsurlaub ist heute zu kurz und Vätern* ist oftmals nur ein freier Tag gewährt. Der Einstieg in das Familienleben soll aber weder für Mütter* noch für Väter* eingeschränkt werden. Dazu braucht es neue Modelle wie eine flexible Elternzeit.


Feminismus – Gleichstellung aller Geschlechter

In unserer Gesellschaft sind Cis-Männer gegenüber Frauen und allen anderen Geschlechtern privilegiert. Dies ist grösstenteils historisch begründet und wird durch ein konservatives Rollenverständnis, Stereotypen und binäre Geschlechtervorstellung aufrechterhalten. Die Jungen Grünen wollen dieses Patriarchat, in dem die meisten Machtpositionen von Cis- Männern besetzt werden und nicht-cis-männliche Personen systematisch diskriminiert werden, abschaffen.


Inklusion von Menschen mit Behinderungen

«Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können» (UNO-BRK, Art. 1). Behinderung entsteht durch gesellschaftliche Strukturen, bzw. deren Barrieren, die die Beteiligung eines beeinträchtigten Menschen einschränken. Diese Barrieren erschweren oder verunmöglichen es, alltägliche Verrichtungen vorzunehmen, soziale Kontakte zu pflegen, sich fortzubewegen, sich aus- und weiterzubilden oder eine Erwerbstätigkeit auszuüben.


Kultur und Freiräume

Kultur ist mehr als nur Unterhaltung: Kultur verbindet Menschen, schlägt Brücken, beleuchtet Probleme von neuen Seiten und hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Dabei ist Kultur vielfältig und entwickelt sich laufend fort. Für eine menschliche Zivilgesellschaft und eine funktionierende Demokratie ist Kultur deshalb sehr wichtig. Es braucht günstige, inklusive Angebote in den Bereichen Musik, Kunst, Literatur und Schauspiel für alle Altersgruppen. Kultur darf nicht nach kommerziellen Massstäben bemessen werden. Der Staat muss Freiräume und Rahmenbedingungen bereitstellen, damit alternative Kultur gedeihen kann.


LGBTQIA+

Die Jungen Grünen stehen für eine Gesellschaft, in der die Vielfalt der Geschlechter und Sexualitäten aktiv gelebt wird und zu der Menschen aller Geschlechter und sexuellen Orientierungen gehören und sich frei entfalten können. Sie setzen sich dafür ein, dass LGBTQIA+ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Intersexual, Asexual, plus those not fitting into these, zu Deutsch: Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans Personen, Queere, Intersexuelle, Asexuelle und alle, die sich nicht darin einordnen) in unserer Gesellschaft besser sichtbar sein können und rechtlich anerkannt werden. Weiter müssen die Stimmen von LGBTQIA+ gehört und ihre Anliegen politisch angemessen repräsentiert werden. Jegliche Form von Homo- oder Transphobie sowie dadurch motivierte Diskriminierungen, Stigmatisierungen und Gewalt gehören aufs Schärfste verurteilt.


Transparenz

Korruption ist der Missbrauch von Macht zum Zweck von privaten Interessen. Korruption untergräbt den Zusammenhalt der Gesellschaft, schwächt das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit und verfälscht die Demokratie. Im internationalen Vergleich ist Korruption in der Schweiz nicht weit verbreitet. Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial: So ist beispielsweise die Vetternwirtschaft (Gönnerschaft oder Klientelismus) in der Schweiz sehr verbreitet. Whistleblower, d.h. Menschen, die der Öffentlichkeit Missstände melden, müssen vor negativen Folgen geschützt werden. Transparenz in der Politik ist daher für die Jungen Grünen besonders wichtig, damit Wähler*innen wissen, welche Interessen Politiker*innen oder Parteien (manchmal im Geheimen) vertreten und verfolgen. Darüber hinaus brauchen wir Überwachung, Bildung und angemessene Rechtsvorschriften zu diesem Thema.