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Aufruf zum Strike for Future!

2019 war ein schönes Jahr. Eine Welle ökologisch und sozialen Wandels, junge Menschen auf der Strasse, Frauen mit erhobenen Fäusten. Im Angesicht der Maschine, die zerstört, des Patriarchats, das unterdrückt, des neoliberalen Kapitalismus, der aussaugt, wehte in der Schweiz ein frischer Wind der Revolution.

Dann wurde es 2020. Wir wurden auf die Abholzung, den Rückgang der Artenvielfalt und die unverhältnismässige Zersiedelung unseres Landes aufmerksam gemacht. Eine globale Pandemie, sinnbildlich für unsere Fehler, eine Strafe für unsere Überheblichkeit.

In dem sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Stillstand, in den wir wegen der Gesundheitskrise getaucht sind, haben wir die Not nicht vergessen, die Not der jungen, von den Massnahmen vernachlässigten Menschen, die der älteren, isolierten Menschen, die der von wirtschaftlicher Unterstützung ausgeschlossenen Künstler*innen, und die der als nicht-essentiell gebrandmarkten Restaurant- und Ladenbesitzer*innen.

Während die einen die Artenvielfalt vor kapitalistischer Gefrässigkeit schützen wollten, wurden wir von der Härte der Schweizer Institutionenpolitik überrumpelt.

Wie können wir ihr weiterhin vertrauen, wenn im Juni fünf wesentliche Abstimmungen anstehen? Zwei davon betreffen die Landwirtschaft und Pestizide und fordern nichts Geringeres als die Erhaltung der Artenvielfalt durch den Zugang zu gesunder Nahrung und sauberem Wasser. Und in einer weiteren geht es um den Schutz von grundlegenden Menschenrechten vor Machtmissbrauch.

Das CO2-Gesetz hingegen ist stark umstritten: Es ist unzureichend und in einem überholten Denkmuster verhaftet. Das CO2-Gesetz ist nichts weiter als ein Spiegelbild eines bürgerlichen und archaischen Parlaments und einer Regierung, die keinesfalls mehr als das Minimum tun will. 

Solange es keine neue linke Mehrheit im Parlament gibt, wird ein weiteres CO2-Gesetz weder realistischer, noch fairer oder schneller sein. Wir müssen die möglichen Verbesserungen akzeptieren und gleichzeitig den Weg für die neue Lebensweise ebnen, die wir fordern.

Das CO2-Gesetz ist ein Meilenstein, der uns nicht daran hindern darf, eine grundlegend andere Politik zu betreiben. Wir müssen sowohl ausserhalb des Systems handeln, um einen anderen Weg vorzuschlagen, als auch innerhalb des Systems mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Und weil Absichtserklärungen nicht ausreichen, werden die Jungen Grünen im Sommer die Umweltverantwortungsinitiative lancieren. 

So einfach das klingen mag: Diese Initiative wird von der Schweiz verlangen, die Grenzen unseres Planeten zu respektieren. Die menschlichen Aktivitäten müssen in den von der Biosphäre vorgegebenen physikalischen Rahmen zurückgeführt werden; und das innerhalb der nächsten zehn Jahre, da schon jetzt einige Grenzen überschritten sind. 

Die Jungen Grünen fordern, dass die Schweiz sechs der neun planetarischen Grenzen respektieren muss - bezüglich des Klimawandels, des Artensterbens, des Wasserverbrauchs, der Landnutzung und des Stickstoff- und Phosphorkreislaufs.

Heute steht ein neuer Streik bevor. Wir erinnern uns an das Echo des Aufstandes, an die Wutschreie der Unterdrückten. Wir sahen die Tausenden von Menschen auf den Strassen, die forderten, dass die Fragen des Klimawandels und der ökologischen und sozialen Gerechtigkeit tatsächlich berücksichtigt werden. Und wir haben es nicht vergessen. Der Wind der Veränderung weht, und auch ihr könnt ihn wehen hören.

Angesichts des sozialen und klimatischen Chaos, das uns bevorsteht, rufen wir die Jungen, die nicht mehr ganz so Jungen, die Vergessenen, die Desillusionierten auf, nicht länger an die fantastische Erzählung des Kapitalismus und die Fiktion des Neoliberalismus zu glauben. In diesen Geschichten profitiert ein einziger, während alle anderen verlieren. Die Welt schreit vor Ungerechtigkeit. Es liegt an uns, sie zu verändern. 

Komm am 21. Mai an den Strike for Future. Machen wir weiter mit dieser neuen Welt, die wir ins Leben gerufen haben!


Autorin: Sophie Desbiolles, Co-Präsidentin der Jungen Grünen Genf

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