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Foodwaste

 

In der Schweiz werden jährlich rund zwei Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, ein Drittel dessen, was für den Schweizer Konsum produziert wird. Um diese Menge in der Schweiz zu produzieren bräuchte man eine landwirtschaftliche Fläche etwa doppelt so gross wie der Kanton Zürich oder 85% des Schweizer Ackerlandes.

 

Diese Lebensmittelverschwendung können wir uns nicht leisten. Sie zerstört unsere Umwelt und ist sozial nicht akzeptabel während heute weltweit jeder sechste Mensch unterversorgt ist.

 

Wer verschwendet Wo, Wie, Was, Warum?

Lebensmittel, die eigentlich für den Konsum geeignet wären werden auf allen Etappen vom Feld bis zum Teller weggeworfen. Die Mengen und die Gründe variieren jedoch stark zwischen den verschiedenen Orten der Produktion und Konsumtion. Ein Überblick für die Schweiz:

Für den grössten Teil Verantwortlich sind die Haushalte, sie verursachen etwa 45% der Verschwendung. Gefolgt werden sie von der Verarbeitung, da entstehen 30% der Lebensmittelabfälle - hauptsächlich durch das Aussortieren nicht normgerechter oder nicht schön anzusehender Ware. 13% der Verschwendung fallen schon beim Bauern auf dem Feld an - meistens weil  die Lebensmittel gar nicht erst geerntet, sondern einfach liegen gelassen werden. Der Detailhandel ist direkt nur gerade für fünf Prozent verantwortlich, viel weniger als gemeinhin angenommen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass der Detailhandel indirekt mehr Einfluss hat. Er kann mit seinem Angebot und seinen Kampagnen das Verhalten der Konsumenten massiv steuern. Für ebenfalls fünf Prozent verantwortlich ist die Gastronomie. Die restlichen zwei Prozent kommen vom Handel.

 

Kosten der Verschwendung

Die grössten Verschwender sind die Haushalte, sie bezahlen auch den grössten Anteil des direkten Marktpreises: Lebensmittel im Wert von zwischen 500 und 1000 Franken pro Jahr und Person werden in Schweizer Haushalten weggeworfen. Doch das ist nur der kleinste Teil der gesamten Kosten für die Wirtschaft und die Natur. 

 

Um ein Kilo Bananen zu produzieren braucht es ca. 1000 Liter Wasser. Für die gleiche Menge Rindfleisch 16 mal mehr und für ein Kilo Kaffe sogar bis zu 20 000 Liter. 

Der Boden, der benötigt wird um die Nahrung, die wir in der Schweiz wegwerfen zu produzieren ist sehr begrenzt. Nur um das anzubauen, was wir verschwenden bräuchten wir 85% des Schweizer Ackerlandes. Dieses Problem haben wir nicht nur bei uns, so wird zum Beispiel in Brasilien jährlich mehr als 4500 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen.

Die weltweite Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ist für rund zwanzig Prozent des globalen anthropogenen Treibhausgas-Ausstoss verantwortlich und somit ein relevanter Verursacher des Klimawandels. Die in der Schweiz anfallenden zwei Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle verursachen während ihrer Produktion, Weiterverarbeitung und dem Transport - bevor sie auf dem Müll landen - geschätzte sechs Millionen Tonnen CO2, oder etwa die Emissionen von 1.5 Millionen Schweizer Personenwagen.

Zudem stellen die Umgestaltung natürlicher Landschaften zu landwirtschaftlich genutzten Flächen, die Klimaveränderung und die Schadstoffbelastung von Gewässern und Böden eine Gefahr für die Biodiversität dar. Dies bringt, nebst prinzipiellen ethischen Problemen insbesondere in Zeiten schneller Veränderungen ein grosses Risiko. Viele Arten sind zum Beispiel eine wichtige Grundlage für die Nahrungsproduktion und Medizin.

 

Die wertvollen und begrenzten Ressourcen, fruchtbarer Boden, stabiles Klima, sauberes Wasser und die reiche Artenvielfalt dürfen nicht verschwendet werden. Verschwendung führt zu Verknappung, dies auf Kosten benachteiligter Regionen (noch immer hungert weltweit eine Milliarde Menschen) und zukünftiger Generationen. 

 

Warum es eigentlich nicht nur ums Essen auf dem Müll geht

Wikipedia definiert den Begriff Food waste folgendermassen: Food waste or food loss is food that is discarded or lost uneaten. Also Nahrungsmittel die weggeworfen oder ungegessen verloren gehen. 

Legt man den Fokus jedoch eher auf die zur Produktion von Lebensmitteln notwendigen Ressourcen anstatt auf die Lebensmittel selbst - und sie sind es, die bestimmen, wie viel Heute und in Zukunft produziert werden kann - dann gibt es auch andere Formen von Verschwendung. Die Ressourcen nicht optimal zu nutzen ist Verschwendung. So braucht es zur Produktion von einen Kilo Rindfleisch ca. 15 Kilo Futtermittel, oft Soja, Getreide oder Kartoffeln, die auch direkt hätten konsumiert werden können. Oder auf landwirtschaftlich nutzbarer Fläche wird Soja, Zucker oder Raps angebaut um daraus Biodiesel zu machen. Oder in einem Land wie Äthiopien wird intensiv Kaffee für den Schweizer Markt angebaut, anstatt beispielsweise Bohnen für die lokale, hungernde Bevölkerung.

All dies sind Beispiele von nicht effizienter und bedürfnisgerechter Verwendung von landwirtschaftlich  Ressourcen. Diese müssen marginalisiert werden, um mit den auf der Erde vorhandenen Mitteln die Ernährung nachhaltig und gerecht sichern zu können.

 

Obwohl nicht Gegenstand von Foodwaste im engeren Sinne des Wortes, so ist das Thema der effizienten Ressourcennutzung relevant zum Erreichen von einer besseren  Lebensmittelsituation weltweit und deshalb Teil dessen, was wir unter Foodwaste verstehen.

 

Quellen und weitere Infos 

Die genannten Zahlen stammen zu einem grossen Teil vom WWF und foodwaste.ch (welche auf die Masterarbeiten von Claudio Beretta (ETH Zürich) und João Almeida (Universität Basel) basieren) und einer Studie der Universität Stuttgart gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.