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Wo stehen wir eigentlich mit dem Atomausstieg?

Cyrill Bolliger, 11.06.2013

Vor zwei Jahren beschlossen Bundesrat und Parlament den Atomausstieg. Was ist bisher konkret wirklich geschehen? Nichts! Während Deutschland alle AKW welche vor 1981 gebaut wurden abschalten liess, feierte die Schweiz das älteste AKW der Welt in Betrieb.

 

Ja, richtig, Beznau I ist das älteste AKW der Welt, welches noch in Betrieb ist. Im weltweiten Durchschnitt werden AKW nach 28 Jahren abgeschaltet. Beznau I ist nun 43 Jahre am Netz, Beznau II 41 Jahre und Mühleberg 40 Jahre. Gebaut und konzipiert wurden sie alle für 30 Jahre Betriebszeit. Nachgerüstet wurden Sicherheitssysteme und ersetzbare Teile. Das Kernstück der Reaktoren, die Reaktordruckbehälter und die Containments wurden jedoch nie erneuert. Also die Hülle in welcher sich die gefährliche Kernspaltung abspielt, die Hülle, welche uns vor der Strahlung schützt, ist noch immer die Selbe. Genutzt seit über 40 Jahre, geplant und gebaut für 30. Auch haben die AKW konzeptionelle Defizite, welche mit Nachrüstungen nicht aufgeholt werden können. Vor diesem Hintergrund ist die alte Leier von Axpo CEO Karrer und seinen Kollegen bei BKW & Co. «Man hat immer sehr viel in die Sicherheitstechnik und die Sicherheitskultur investiert. Beznau ist Weltklasse!» (Tagesanzeiger Online, Beznau ist Weltklasse, 11.03.2012) schlicht eine Farse.


Auf politischer Seite läuft jedoch einiges zum Atomausstieg. Schon morgen sollte im Nationalrat über eine Motion abgestimmt werden, welche die Laufzeit der AKW auf maximal 50 Jahre beschränken will. Auch wenn es weit weg ist von den geforderten 40 Jahren Betriebszeit, besser als unbefristet – wie es momentan ist – sind die 50 Jahre allemal. Zudem wird an der viel beschworenen Energiestrategie 2050 gearbeitet, welche bald auch vom Parlament behandelt werden soll. Aber machen wir uns noch nicht zu grosse Hoffnung, von Abschaltdatum steht in der Energiestrategie momentan überhaupt rein gar nichts drin. Trotzdem gibt es auch gute News, die erneuerbaren Energien sind nochmals viel billiger geworden, gleichzeitig soll noch in der laufenden Session die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) entdeckelt werden. Das heisst, die vielen Solar-Projekte auf der Warteliste können schneller gebaut werden. Und das wirklich Gute, es sind so viele Projekte auf der Warteliste, dass damit das AKW Mühleberg vollständig ersetzt werden kann. Jetzt geht es aber noch darum die AKW wirklich abzuschalten.
 

Wer etwas zum Abschalten beitragen möchte, kann als erster Schritt schon mal die Petition «40 Jahre sind genug» unterschreiben.

 

UPDATE vom 13.06.13

Der Nationalrat hat das Geschäft um die Laufzeitbeschränkung überraschend vertagt. Mehr dazu in der NZZ.

Über den Autor

Cyrill Bolliger

gelernter Schreiner, Student Energie- und Umwelttechnik

Interessen: Energie, allgemeine Ressourceneffizienz, soziale Gerechtigkeit

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