Cyrill Bolliger, 29.12.2013
Immer wieder versuchen die Roten und die Grünen sich voneinander abzugrenzen. Manchmal fast krampfhaft, es scheint teilweise gar, als ob die Inhalte vor lauter Abgrenzung in den Hintergrund rücken würden. Damit verlieren beide. Doch was unterscheidet die Roten und die Grünen denn voneinander? Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Auslegung des Begriffes «Gerechtigkeit».
Rote Gerechtigkeit
Alle sollen ihr verdientes Stück vom Kuchen haben. Ob die Stücke nun alle genau gleich gross sind oder eine Spannweite von 1:12 aufweisen, ist in dieser Diskussion nebensächlich. Viel mehr geht es darum, dass alle zu ihren Gütern kommen, dass für alle gute Arbeitsbedingungen herrschen, dass alle ein zufriedenes Leben leben können. Dazu gehört natürlich auch, dass die Einen nicht unter den Umweltbelastungen der Anderen leiden sollen. Der Slogan «für alle statt für wenige» fasst dieses Anliegen sehr treffend zusammen. Die rote Gerechtigkeit ist besorgt um eine faire Aufteilung innerhalb der Bevölkerung. Sie ist intragenerational.
Grüne Gerechtigkeit
Grüne Politik verspricht mit den Ressourcen so umzugehen, dass sie auch für die kommenden Generationen noch vorhanden sind. Wir sollen nicht auf Kosten künftiger Generationen leben. Die Rohstoffe sollen so lange reichen, wie es Menschen gibt. Der Klimawandel ist unser Problem und lässt sich nicht auf die kommenden Generationen abschieben. Auch wenn die kommenden Generationen dann die Folgen ausbaden müssen. Wir haben dafür zu sorgen, den Klimawandel umgehend zu stoppen. Es geht um die intergenerationale Gerechtigkeit.
Die rote Gerechtigkeit ist wichtig. Grüne Gerechtigkeit darf sich nicht dadurch realisieren, dass sich die Masse einfach nichts mehr leisten kann. Wir wollen keine grüne Gerechtigkeit durch Verelendung der Mehrheit. Aber nur rote Gerechtigkeit ist keine wirkliche Gerechtigkeit. Es gilt sich nicht nur an der heutigen Generation zu messen, sondern auch an unseren Nachfahren. Jedes Anliegen muss sowohl roter wie auch grüner Gerechtigkeit entsprechen. Für alle statt für wenige, für die kommenden Generationen! Es braucht mehr Melonenpolitik.
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gelernter Schreiner, Student Energie- und Umwelttechnik
Interessen: Energie, allgemeine Ressourceneffizienz, soziale Gerechtigkeit